Dienstag, 20. Juli 2010

Blut im Schnee



Der lertzte Winter war sehr kalt und schneereich, daher eine gute Gelegenheit hungrige Greifvögel zu fotografieren. Ich bin dafür in die Mecklenburger Seenlandschaft gefahren und habe mich dort mit Fred Bollmann getroffen. Er unterhält seit längerem mehrer Plätze an denen er Futter für Greifvögel auslegt. Das kann ein Hase, ein Reh oder ein Fuchs sein. "Schöne, natürliche" Motive für die Fotografen also. Manchmal aber auch "Fleischabfälle" vom Metzger. Bei den toten Tieren handelt es sich um "Roadkills", also im Verkehrsunfällen ums Leben gekommene Tiere, die Fred über das Jahr in seiner Tiefkühltruhe "sammelt".
Da die Vögel, Mäusebussarde, Seeadler, Rauhfußbussarde, Raben und Krähen die Orte seit langem kennen, finden sie sich nicht immer, aber mit großer Regelmäßigkeit am gedeckten Tisch ein. Währendessen sitze ich im Versteck und fotografiere sie. Die Verstecke, kleine Hütten und Zelte, hat Fred schon aufgestellt bevor er überhaupt zu füttern begonnen hat. So sind sie den Vögeln ebenfalls vertraut und stellen für diese keine Gefahr da.

Jedoch gibt es nur 2 Möglichkeiten diese Verstecke zu betreten: Erstens, man betritt sie bereits vor der Morgendämmerung und verlässt sie erst wieder wenn es dunkel ist, sodass die Vögel einen nicht sehen, da es dunkel ist und sie sich sowieso nachts nicht an den Futterplätzen aufhalten. Zweitens, man kommt zu zweit, einer bleibt im Versteck , der andere geht wiederund holt einen später wieder ab. Das funktioniert, da Vögel in diesem fall nicht nicht zählen können und so den Trick nicht durchschauen.
Manchmal wartet man den ganzen Tag gespannt im Versteck und friert und späht durch die Luke - und nix passiert. Ich hatte mehr Glück, es haben sich gleich mehrere Bussarde eingefunden. Manche setzten sich sogar auf das Dach des Verstecks! Ich hatte auch 2 Köder ausgelegt: einen in der "normalen" Distanz von ca. 25Metern und einen nur wenige Meter vor dem Versteck. Fred war sich nicht sicher ob das funktioniert. Ich wollte es aber unbedingt probieren um mit kurze Brennweiten arbeiten zu können und auch mit der Fachkamera. Und es hat funktioniert! Ich war hautnah am Geschehen dran. Aus dieser Entfernung hört man jedes Geräusch des zerreißenden Fleisches der Kadaver und kann den Greifvögeln tief in die Augen schauen.
Ein faszinierender Erlebnis - es hätte aber auch alles anders kommen können: manchmal reicht ein Schwenken des Objektivs oder ein Auslösegeräusch im falschen Moment um die Vögel für den Rest des Tages zu verschäuchen. So ist es ratsam die Vögel, die erstmal lange Zeit, mitunter Stunden, einfach nur in den Bäumen sitzen und die Szenerie begutachten, wenn sie dann zum Fressen kommen auch erstnmal fressen zu lassen, damit sie sich in Sicherheit wissen. Um dann langsam und vorsichtig zu fotografieren beginnen, immer die Reaktion der allzeit wachsamen Tiere zu beobachten und zu beachten. ...... und dann kann's auch was werden ...






... ein Foto mit Fernauslösung. Die Kamera war im Schnee eingebuddelt.



Fred's Auto.

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